Am heutigen Morgen entscheiden wir uns mit einem Blick aus dem Fenster vom Auto auf den Zug umzusteigen, da die Schneedecke über Nacht weiter angewachsen ist. Zum Glück gibt es eine Direktverbindung nach Nürnberg und die Fahrt dauert auch nicht sehr lang.
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Nachdem wir den Nürnberger Hauptbahnhof verlassen haben – übrigens hat dieser Bahnhof mit seinen 22 Bahnsteiggleisen die meisten Gleise in Europa –, betreten wir die Innenstadt durch das Frauentor und finden uns direkt im Handwerkerhof wieder. Der ehemalige Waffenhof wirkt mit seinen Fachwerkhäusern wie eine kleine Stadt aus dem Mittelalter, wo es viel Handwerkskunst zu bestaunen gibt. Ebenfalls steht hier auch das „Bratwurstglöcklein“, bei dem es sich um eine historische Bratwurst-Küche handelt. Das Original befand sich von 1313 bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1944 an der Nordwand der Moritzkapelle nördlich der Sebalduskirche, wo heute eine in den Boden eingelassene Gedenkplatte auf dem Sebalder Platz daran erinnert. Über das Königstor verlassen wir schließlich wieder den Handwerkerhof und setzen unseren Weg ins Zentrum weiter fort. |
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Bald schon erblickten wir die beiden 81 Meter hohen Türme der St. Lorenzkirche. Schräg gegenüber der Kirche liegt der Tugendbrunnen, der die 3 göttlichen Tugenden „Glaube, Liebe und Hoffnung“ sowie die 4 Kardinaltugenden des Platon „Tapferkeit, Mäßigung, Weisheit und Gerechtigkeit“ darstellt. Der Brunnen wurde früher von einem eigenen Wasserwerk gespeist und diente somit den Bürgern der Lorenzer Altstadt als Wasserquelle. Dahinter steht das Nassauer Haus, der letzte noch existierende Wohnturm in Nürnberg. |
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Bevor es weiter Richtung Christkindlesmarkt ging, machten wir noch einen kleinen Umweg über Westen in die Lorenzer Altstadt, vorbei am Peter-Henlein-Brunnen (Erfinder der Taschenuhr) zum Ludwigsplatz, der gleich mit zwei Sehenswürdigkeiten aufbieten kann. Als Erstes fällt uns der großflächige Hans-Sachs-Brunnen von Jürgen Weber auf, der von den Nürnbergern auch Ehekarussell genannt wird. In sechs überlebensgroßen Figurengruppen wird, angelehnt an das Gedicht „Das bittersüße eh’lich‘ Leben“ von Hans Sachs an seine Frau, das Auf und Ab des Ehelebens in sechs unterschiedlichen Szenen gezeigt. Hinter dem Brunnen steht der Weiße Turm, der zusammen mit dem Laufer Schlagturm und dem Schuldturm einer der wenigen erhaltenen Türme der vorletzten Stadtmauer Nürnbergs ist. (Der Weiße Turm und der Laufer Schlagturm waren neben dem südlichen Turm der Sebalduskirche und dem nördlichen Turm der Lorenzkirche Teil der Nürnberger Uhr.) Noch zwei sehenswerte Bauten auf dem dahinterliegenden Jakobsplatz sind die St. Elisabeth – und St. Jakob – Kirche. |
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Um die Kurve wieder zu kriegen (;-)), sind wir zurück nach Nordosten gegangen, um uns dort vor dem fotogenen Ensemble aus Weinstadel, Henkersteg (der in die Henkerbrücke übergeht) und Henkerturm abzulichten. Zuerst waren wir auf der falschen Brücke – komisch das hatten wir ja schon mal in diesem Urlaub ;-). Die Obere (südliche) Karlsbrücke - mit Kriegsadler und Friedenstaube auf zwei gegenüberliegenden Obelisken - hätte uns zwar auf die „Trödelmarktinsel“ mit der romantischen Liebesinsel geführt, aber wir wollten dann doch die „morbide“ Seite der Flussinsel sehen. Auf der Maxbrücke hatten wir dann Erfolg! Von dort aus konnten wir auch auf der gegenüberliegenden Seite den Kettensteg vor der Fronveste und dem Schlayerturm erkennen. Auf dem Trödelmarkt haben wir dann auch in einer Nürnberger Lebzelterei mittels Holzmodel handwerklich gefertigte Lebkuchen und Springerle erworben. Anschließend betraten wir die Sebalder Altstadt über die Untere (nördliche) Karlsbrücke. |
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Um uns ein bisschen aufzuwärmen und ein wenig auszuruhen haben wir eine Pause im Restaurant Riverside eingelegt und dort eine würzige Maronisuppe mit Croûtons und Trüffelabrieb gegessen. Von dort aus waren wir nur noch eine Querstraße entfernt vom Hauptmarkt mit dem berühmten Christkindlesmarkt. An dieser Stelle ein Tipp: Wenn ihr schon früh am Tag in Nürnberg unterwegs seid, dann begebt euch um 12 Uhr auf die Ostseite des Hauptmarktes vor die Frauenkirche, denn dort findet seit 1509 (fast) jeden Tag zur selben Zeit das „Männleinlaufen“ statt. Nach dem Läuten der Kirchenglocken, dem Vorspiel der Posaunenbläser, Trommler und Pfeifer öffnen sich die Türen und es ziehen die sieben Kurfürsten an Kaiser Karl IV vorbei. |
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Eine andere Attraktion auf dem Hauptmarkt ist der Schöne Brunnen. Der 19 Meter hohe Brunnen ist mit vierzig farbig bemalten Figuren versehen, die in vier Stockwerken das Weltbild des Heiligen Römischen Reiches darstellen. (Von unten nach oben sind dies die Philosophie und die Sieben Freien Künste, die vier Evangelisten und die vier Kirchenväter, die sieben Kurfürsten und die Neun Guten Helden, Moses und sieben Propheten. Außerdem gibt es noch die Wasserspeier, die die sieben Laster symbolisieren sowie den Glücksbringer Adebar.) Bekannt sind vor allem die drehbaren Ringe, die nahtlos in zwei der acht Gitter eingelassen sind. Einer der beiden Ringe gilt als Glücksbringer, es ist aber umstritten welcher der beiden das sein soll. (Meist wird der "goldene" Messingring (südöstlich) für den Glücksbringer gehalten, aber viele Nürnberger glauben, der schmiedeeiserne Ring (nordwestlich) sei der "echte Ring" und bezeichnen den Messingring spöttisch als "Touristenring"). Am besten man dreht einfach an beiden Ringen, irgendeiner wird schon unsere Wünsche erfüllen ;-). |
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Auf dem Hauptmarkt befindet sich außerdem das Gebäude der IHK, dessen Außenfassade seit 1910 ein zweiteiliges Wandgemälde von Georg Kellner ziert. Die Ostfassade zeigt den „Kaufmannszug“ aus dem 16. Jahrhundert, der die Stellung Nürnbergs als wichtige mittelalterliche Handelsstadt in Europa deutlich machen soll. An der Südseite (Waaggasse) ist das Motiv des „Ehrbaren Kaufmanns“ dargestellt, das den Nürnberger Fernhandel und die ethischen Grundsätze der Kaufleute symbolisiert. |
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Angrenzend an den Christkindlesmarkt mit seinen typischen, in den Wappenfarben gehaltenen rot-weiß gestreiften Holzbudendächern befindet sich auf dem Rathausplatz der Markt der Partnerstädte. Dieser findet bereits seit 1982 hier statt und seither haben Händler aus 24 verschiedenen Regionen ihre länderspezifischen Handwerksarbeiten an Weihnachten angeboten.
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Unser Weg führt uns weiter hoch Richtung Kaiserburg, dabei kommen wir auch an dem Sebalder Pfarrhaus und an der Sebalduskirche, der ältesten Stadtpfarrkirche Nürnbergs, vorbei. Auf der Nordseite sieht man das heute leider zugemauerte Brautportal. An dieser Stelle wurden seit dem 11. Jhd. bis ins 16. Jhd. Brautleute getraut, denn die Trauung unterlag damals dem weltlichen Recht. Erst danach führte der Priester die Brautleute in die Kirche und vollzog die Brautmesse. |
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Von da aus ging es über den Weinmarkt zur malerischen Weißgerbergasse mit 22 mittelalterlichen Fachwerkhäusern, die zum Teil kunstvoll verziert sind. So findet man zum Beispiel an den Häusern mit der Nummer 16 und 25 alte Nürnberger Chörlein (Erker an der Hausfassade). Typisch für diese Handwerkerhäuser sind das Weißgerberemblem von 1708 und das Schlosserzeichen von etwa 1820, die beide an dem Haus Nummer 24 zu finden sind, sowie die kleine Biedermeiertür mit geschnitzten Früchte-Füllhörnern an dem Haus Nummer 28. |
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In dieser romantischen Gasse kam auch eine Pferdekutsche an uns vorbei. Diese Postkutschfahrten durch die vorweihnachtlich geschmückte Altstadt werden hier in Nürnberg den ganzen Advent hindurch angeboten. Start und Ziel befindet sich in der Waaggasse am Hauptmarkt, dann geht es zum Weinmarkt und von da aus durch die Weißgerbergasse zum Tritonbrunnen (einziger erhaltener Barockbrunnen in Nürnberg) auf dem Maxplatz und wieder zum Ausgangspunkt zurück. So eine nostalgische Kutschfahrt, begleitet von stimmungsvollem Hufgetrappel und dem Klingen der Pferdeglöckchen, bringt uns Weihnachten ein Stückchen näher :-). |
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Über eine Steintreppe ging es dann zur Kaiserburg hinauf. Unser letzter Sightseeing-Punkt war der Tiergärtnerplatz mit dem Tiergärtnertorturm. In unmittelbarer Nähe steht auch das Haus des Künstler Albrecht Dürer, was heute als Museum genutzt wird. Darüber hinaus befindet sich vor dem Pilatushaus die Skulptur „Der Hase“ von Jürgen Goertz – diesen Hasen assoziieren viele mit dem Aquarell „Feldhase“ von Albrecht Dürer, obwohl dieser meiner Meinung nach doch recht anders aussieht, aber vielleicht hat der Schnee die Skulptur zu sehr verdeckt ;-). |
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Da die Zeit in solchen Städteurlauben ja immer zu fliegen scheint und es bereits wieder dämmert, sahen wir, ausgehend vom Platz mit dem Albrecht-Dürer-Denkmal, nur die Vorburg der Kaiserburg mit dem Sinwellturm (mittelhochdeutsch sinwell: "gewaltig rund"). Der Turm ist über 113 Stufen begehbar und von dort oben soll man einen tollen Ausblick auf die ganze Stadt haben. Ein Grund mehr Nürnberg nochmal einen Besuch abzustatten (aber dann vielleicht im Sommer, wenn es nicht so eisig kalt ist ;-). |
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So traten wir bald den Rückweg an, denn zu dieser Uhrzeit konnten wir auch nicht mehr über den Weihnachtsmarkt schlendern, da dieser zum Abend hin komplett überlaufen war. Es ist daher sehr empfehlenswert, an einem Wochentag und am besten vormittags bei Öffnung des Weihnachtsmarktes hinzugehen, denn ansonsten wird man wie wir von den Menschenmassen nur durch die Standreihen geschoben. Da wir es nicht mal von einem Ende bis zum anderen geschafft haben, erstand ich hier auch nur ein Souvenir (den „Nürnberger Christkindlesmarkt - Pin 2023“ mit dem „Zwetschgenmännla“ (typisches Mitbringsel aus Franken) als 1. Sammlermotiv). Na ja, aus Fehlern lernt man ja bekanntlich ... |
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Im Vorbeigehen entdeckten wir zufällig auf dem Platz, wo sich zur Zeit der Nürnberger Kinderweihnachtsmarkt befindet, den zweiten Brunnen von Jürgen Weber – der Narrenschiff-Brunnen, der die Holzschnitt-Darstellungen Albrecht Dürers zur Moralsatire „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brant aufgreift und eine Metapher für die vom Untergang bedrohte Welt sein soll. |
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Wir nahmen den Weg über die Fleischbrücke mit dem Ochsenportal und dem angrenzenden Fleischhaus (früher wurden die Ochsen über eine Stecke von ca. 1000 km von Ungarn bis ins Zentrum Nürnbergs getrieben und überquerten als letztes diese Brücke über die Pegnitz). Von der Brücke hat man auch einen schönen Blick auf den Schleifersteg, dieser führt zur Liebesinsel, der anderen Seite des Trödelmarktes. |
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Am Schüsselesbrunnen, dessen Form mit den 60 geometrisch versetzt angebrachten Schalen an einen Pinienzapfen erinnert und ursprünglich von 7 Bronzekugeln umgeben war, bogen wir dann nur noch einmal links ab und kamen dann auf die Straße, die uns zum Bahnhof führte. Für die Rückfahrt gab es dann noch einen Lebkuchen auf die Hand, um den Tag in der "Elisen"-Hauptstadt perfekt abzurunden ;-). Und so ging ein zweiter erlebnisreicher Tag zu Ende. Zum Glück folgen noch zwei weitere Städte :-).
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