Heute ging es also nach Antalya, eine Millionenstadt und gleichzeitig eine eigene Provinz, die sich von unserem Standort aus gesehen in der entgegengesetzten Richtung von Alanya befindet. Da wir uns für eine Abendfahrt entschieden hatten, ging es erst um 13:45 Uhr los, damit wir laut Plan genau zur Abenddämmerung in der Altstadt von Antalya eintreffen würden und bei einer Bootsfahrt entlang der Steilküste den Sonnenuntergang genießen könnten. |
|
Aber zunächst einmal fuhren wir mit dem Reisebus für ca. 1 Stunde die Küstenstraße Richtung Antalya entlang und kamen zwischendurch an den verschiedensten Plantagen vorbei. Am beeindruckendsten sind laut Reiseführer die Baumwollfelder, da die weißen Baumwollblüten den Eindruck erwecken, als läge im Sommer schon Schnee - leider war die Baumwollernte hier im September schon vorbei und die meisten Baumwollpflanzen schon gepflückt. Die Türkei ist eine der größten Baumwollproduzenten der Welt, daher ist der Textilmarkt in diesem Land auch so umfangreich. Von unserem Reiseleiter erfuhren wir auch einiges, was wir auf der Tour nach Alanya noch nicht gelernt hatten. Außerdem brachte er uns ein paar grundlegende Ausdrücke auf Türkisch bei, die wir uns dank seiner anschaulichen Eselsbrücken sogar merken konnten - zumindest für die nächsten paar Stunden ;-). |
|
ein Absatz mit den Bildern links und dem Text rechts
Unser erster Besichtigungsort lag 20 km nordöstlich vom historischen Stadtzentrum entfernt und ist einer der beeindruckendsten Naturschönheiten Antalyas. Der 1986 eröffnete Naturpark Kurşunlu Şelalesi befindet sich in einer 2 km langen Schlucht und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 33 ha. Er besteht aus sieben Teichen und mehreren kleinen Wasserfällen, die sich über 18 m hohe Felsen in die Tiefe stürzen. Das spätnachmittagliche Licht, das sich seinen Weg durch das üppige Blätterdach bahnte, erzeugte faszinierende Lichtreflexionen auf dem Wasser und ließ den Ort in den schönsten Blau- und Grüntönen erstrahlen. Durch die kühle, saubere Luft hatte man das Gefühl in der grünen Lunge Antalyas zu stehen. Wir hätten gerne noch ein bisschen mehr Zeit gehabt, um diese unglaubliche Umgebung auf uns wirken zu lassen und die Natur mit ihrer reichen Vegetation und den vielen Tierarten noch näher zu erkunden. Kein Wunder, dass hier auch sehr viele einheimische Touristen ihre Freizeit verbringen. |
|
ein Absatz mit dem Text links und den Bildern rechts
Als Nächstes ging es in eine Schmuckmanufaktur, an der wir auf dem Weg in die Innenstadt vorbeikamen. Als wir den Ausflug gebucht hatten, dachte ich, dass wir diesen Programmpunkt unter dem Motto "Kaffeefahrt" abhaken würden und als notwendiges Übel hinnehmen müssten, wenn wir eine Stadtbesichtigung machen wollen. (Von Evrenseki ist es ziemlich umständlich und zeitaufwändig mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Antalya zu kommen und mit dem Taxi sehr teuer. Wenn man also keinen Leihwagen hat, bleiben einem nicht viele Alternativen.) Aber ich wurde bei diesem Ausflug sehr positiv überrascht, denn bevor wir in den Verkaufsraum geführt wurden, haben wir bei einer kurzen Präsentation ein paar interessante Informationen erhalten, z.B. dass "neuerdings" auch der im ostafrikanischen Tansania abgebaute blau-violette Tansanit neben den "Big Four" (Diamant, Saphir, Rubin, Smaragd) zu den echten Edelsteinen zählt. Uns persönlich hat aber auch der Zultanit (Halbedelstein) fasziniert, weil dieser bei unterschiedlicher Beleuchtung - abhängig von der Wellenlänge und dem Winkel des einfallenden Lichts - zwischen verschiedenen Farbtönen changieren kann. Der Zultanit kommt übrigens nur in einem kleinen Teil des anatolischen Gebirges vor. Wir wurden freundlich beraten, aber wir hatten zu keiner Zeit das Gefühl, zum Kauf gedrängt zu werden. Nur weil die Verkäufer in der Türkei im Gegensatz zu den meisten deutschen Verkäufern ihre Hilfe anbieten, sollte man dahinter nicht gleich böse Absichten vermuten. Vielmehr sollte man dies als zuvorkommenden Kundenservice betrachten, und schließlich kann man auch sagen, dass man sich vor einer Beratung erstmal alles in Ruhe angucken möchte, das nimmt einem auch keiner übel ;-). Natürlich kann man auch schlechte Erfahrungen machen. In Alanya gab es auch einen Zwischenstopp bei einem Juwelier, hier scheitere es aber eher an der Sprachbarriere, denn man wurde kaum auf Englisch verstanden und auf Deutsch schon gar nicht, was mich wunderte, da sich in Alanya ja sehr viele Deutsche niedergelassen haben. |
|
ein Absatz nur mit Bildern
|
ein Absatz mit den Bildern links und dem Text rechts
Nach diesem kurzen Abstecher in die Welt der Edelsteine, stand der eigentliche Höhepunkt des Ausflugs an, der Besuch von Antalyas Altstadt „Kaleiçi“ („in der Festung“). Zunächst ging es mit dem Reisebus ins Stadtzentrum, wo wir in der Nähe des Tophane-Parks rausgelassen wurden. Nachdem die Nostalgiestraßenbahn (tr. Nostalji tramvay hattı) - ein Geschenk der Partnerstadt Nürnberg von 1999 - an uns vorbeigefahren war, überquerten wir den Cumhuriyet Platz (Platz der Republik mit einer überlebensgroßen Statue von Mustafa Kemal Atatürk) und nahmen dann den kürzesten Weg durch das Gassengewirr der Altstadt runter zum historischen Hafen (tr. Liman). Die einstündige Bootsfahrt hinaus aus der malerischen Mermerli Bucht und entlang der 35 m steil aufragenden Felsenklippen war zwar aufgrund des Seegangs recht turbulent, aber die Aussicht war dafür atemberaubend. Auf der einen Seite sahen wir auf die Mauerreste der Altstadt und den von Kaiser Hadrianus errichteten Hıdırlık Turm, der neben dem Karaalioğlu-Park aufragt, und auf der anderen Seite hatten wir einen herrlichen Ausblick auf die Beydağları-Bergkette, den Ausläufer des Taurus-Gebirges. Das Timing war wirklich perfekt, denn auf der Hinfahrt konnten wir zum Fotografieren die „Goldene Stunde“ ausnutzen - das Licht der untergehenden Sonne tauchte alles in einen wunderschönen goldenen Glanz – und auf der Rückfahrt war die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden, sodass ihr orange- und rosafarbenes Licht mit dem tiefblauen Himmel während der „Blauen Stunde“ verschmolz :-). |
|
ein Absatz mit dem Text links und den Bildern rechts
Im Anschluss an den Bootsausflug nahmen wir den Kaleiçi Panoramic Elevator, der uns vom Hafen zurück zum Cumhuriyet Platz brachte und mich an den Barraka Lift in Malta erinnerte. Zwar mussten wir ein paar Minuten für die Fahrt mit dem gläsernen Aufzug anstehen, aber dafür blieb uns das Treppensteigen erspart und wir gerieten bei der schwülen Abendluft nicht noch mehr ins Schwitzen ;-). Oben angekommen hatten wir einen fantastischen Ausblick auf das beleuchtete Hafenviertel und die historische Altstadt. Unser Reiseleiter führte uns zu unserem späteren Treffpunkt und gab uns eine kleine Orientierungshilfe, damit wir uns in der Zeit, die uns zur freien Verfügung stand, einigermaßen zurechtfinden konnten (Tipp: da die Türkei nicht zur EU gehört fallen hier Roaming-Gebühren an bzw. je nach Vertrag hat man hier keinen Internetzugang, somit fällt Google Maps als Wegweiser weg). |
|
ein Absatz nur mit Bildern
|
ein Absatz mit den Bildern links und dem Text rechts
Bevor wir uns auf den Weg machten, die Stadt näher zu erkunden, ließen wir uns noch ein Bekleidungsgeschäft zeigen, dass sehr gute Qualität zu einem günstigen Preis anbot und in dem uns der Verkäufer demonstrierte, auf welche Qualitätsmerkmale man beim Kauf von Kleidung achten sollte. Mit diesem Wissen (und zwei T-Shirts ;-)) im Gepäck betraten wir das Labyrinth aus kopfsteingepflasterten Altstadtgassen. Dabei war der Uhrenturm „Saat Kulesi“ ein guter Orientierungspunkt, denn dieser bildet das Zentrum der Kaleiçi. In der quirligen Mittelmeermetropole pulsiert das Leben bis weit in die Nacht hinein und gerade wenn es dunkel ist, versprüht Antalya einen ganz zauberhaften Charme: die stimmungsvollen Lichter, die exotischen Gerüche und die türkischen Klänge kreierten ein traumhaftes, orientalisches Flair, sodass wir uns in den verwinkelten Gassen der Altstadt vorkamen, als wandelten wir durch das Märchen von Tausendundeiner Nacht :-). |
|
ein Absatz mit dem Text links und den Bildern rechts
Zu Anfang ließen wir uns ein wenig treiben und nahmen erstmal all die neuen Eindrücke in uns auf. Wir bestaunten die prachtvollen historischen und religiösen Bauten, wie das 38 m hohe Yivli Minare (Geriffeltes Minarett), das aus einer byzantinischen Kirche in eine Moschee umgebaut wurde. Daneben befindet sich die Ulu Camii, eine 1373 erbaute Moschee. Wir kamen auch an der Kesik Minarett (Zerbrochene Korkut-Moschee) vorbei, eine der wertvollsten Symbole der Stadt, die in ihrem Innenhof ein Freilichtmuseum beherbergt. Viele dieser antiken Schätze zeugen von den herrschaftlichen Zeiten des oströmisch-byzantinischen Reiches, das überall in der Stadt seine Spuren hinterlassen hat. Daneben erkennt man vor allem auch den seldschukischen Einfluss und den späteren osmanisch-griechischen Stil in den restaurierten Holzhäusern. |
|
ein Absatz mit den Bildern links und dem Text rechts
Bei Tageslicht betrachtet, wären uns bestimmt noch mehr der detailreich verzierten Artefakte aufgefallen, was ein Grund mehr ist, nochmal wiederzukommen :-). Da es bald Zeit war, uns am vereinbarten Treffpunkt einzufinden, machten wir uns auf die Suche nach dem Hadrianstor (tr. Üçkapılar „die drei Tore“), das anlässlich des Besuchs des römischen Kaisers Hadrianus im Jahre 160 n. Chr. zu dessen Ehren errichtet wurde. An diesem symbolträchtigen Ort ließen wir die magische Atmosphäre der Kaleiçi hinter uns und traten aus der von Mauern geschützten antiken Welt wieder hinaus auf die moderne Atatürk-Straße. Die letzte halbe Stunde nutzen wir, um uns bei einem von unserem Reiseleiter wärmstens empfohlenen Phytotherapeuten mit natürlichen Heilmitteln und Kosmetika einzudecken. |
|
Am Ende dieses Tages waren wir wieder um einige Erfahrungen reicher und glücklich, den Ausflug unternommen zu haben. Wir haben viel über die türkische Geschichte und die Mentalität der Menschen hier gelernt – die Lebensphilosophie „Carpe diem“ wird hier wirklich praktiziert: bei den langen Arbeitszeiten und der Arbeit am „Ruhetag“ (in vielen vorherrschend muslimischen Ländern wie der Türkei ist das der Freitag) tut es sicherlich gut, in der Freizeit die Stunden am Meer oder im Naturpark zu verbringen. |
|