An unserem ersten richtigen Urlaubstag in Holland verschlug es uns in die reizvolle Stadt Delft (altholländisch „Wassergraben“). Wir nahmen das Auto, da es hier sehr gute Parkmöglichkeiten gibt und entschieden uns für eins der größeren Parkhäuser am Rand der historischen Altstadt - der Tarif in der „Market Parking Garage Delft“ mit 19,20 € für 24 Stunden ist noch akzeptabel, zumindest für holländische Verhältnisse ;-). |
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Das Parkhaus liegt einerseits fußläufig zur Altstadt, andererseits erreichten wir von hier aus auch sehr schnell das Oostpoort. Als Teil der alten Stadtbefestigung steht es als „Rijksmonument“ (Reichsdenkmal) unter Denkmalschutz, da die sieben anderen Stadttore Rotterdamse Poort, Schiedamse Poort, Waterslootse Port, Wateringse Poort, Koepoort, Schoolpoort und Haagpoort nicht mehr bestehen. Der schöne Backsteinbau wird von zwei schlanken Türmen aus dem 15./16. Jahrhundert flankiert und im Torbogen entdeckten wir die Statue eines Nachtwächters und seines Hundes. Das Land- und Wassertor grenzt an die Kleine Oostpoortbrug, eine als Nationaldenkmal geschützte Zugbrücke aus dem Jahr 1514. Dahinter befindet sich mit der (großen) Oostpoortbrug eine eher selten zu sehende Drehbrücke. Das Ensemble bildet zusammen mit den Hausbötchen auf der Zuidergracht ein pittoreskes Stadtbild, das für Holland so typisch ist. |
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Danach machten wir uns auf den Weg zum Marktplatz. Auf der Osteinde fiel uns sofort der schöne Fassadenstein mit der Aufschrift „Huidehandel“ ins Auge, auf dem zwei Männer den Handel mit dem Rindsleder zu ihren Füßen per Handschlag besiegeln. Früher befand sich dort eine Gerberei und der erfolgreiche Fabrikant Roes ließ angrenzend seine Villa errichten, die er mit seiner Familie bewohnte. Nach seinem Tod entstand hier eine Mädchenschule (heute die Oostpoortschool), die von katholischen Schwestern geführt wurde und die die Villa als Unterkunft für sich sowie für Frauen und Kinder nutzten, die Opfer häuslicher Gewalt wurden. Weiterhin kamen wir an hübschen kleinen Geschäften wie z.B. einer Chocolaterie und einer Kerzenmanufaktur vorbei. Außerdem entdeckten wir die „berühmten“ Fietsen auf der Oude Langendijk/Ecke Vrouwenregt, die vom Inhaber des Hotels De Emauspoort zur Zeit unseres Besuchs in Delft in Rot bzw. Blau gestrichen sind. Je nach Anlass erhalten die Räder einen passenden Look ;-). |
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Wir nahmen noch einen kleinen Umweg und machten einen kurzen Zwischenstopp im Gebäude der Sint Lucas-Gilde bzw. des Vermeer Centrum, welches Reproduktionen der bekannten Werke des niederländischen Künstlers Jan Vermeer van Delft ausstellt, u.a. „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“. Dieser Künstler hat seine Spuren in Delft hinterlassen: bei der Nieuwe Kerk steht eine Skulptur der „Dienstmagd mit Milchkrug“ und in der Kerkstraat entdeckten wir ein Straßengemälde von dem Werk „Bei der Kupplerin“. |
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Vom Vermeer Centrum aus gelangt man sehr schnell auf den Marktplatz, der von zwei sich gegenüberstehenden beeindruckenden Bauten flankiert wird. Auf der einen Seite die Nieuwe Kerk mit der davorstehenden Statue von Hugo de Groot (Grotius war bekannt als „Vater des Völkerrechts“) und dem Grab des ermordeten Willem I. van Oranje sowie auf der anderen Seite das reichsmonumentale Stadhuis mit dem „Gefängnisturm“ Het Stehen, in dem der Mörder des Prinzen von Oranien, Balthasar Gérards, zum Tode verurteilt wurde. Hinter dem Rathaus befindet sich „De Waag“, die frühere öffentliche Waage Delfts, deren Betrieb zur Entwicklung der Stadt als Markt- und Handelsort beitrug. Ebenso steht hier seit 1765 das „Boterhuis“ – echte Delfter Butter wurde früher ebenso geschätzt wie Delfter Porzellan. |
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Der Marktplatz ist umgeben von zahlreichen Souvenirshops und Manufakturen, die vor allem eins anbieten: „Delfts Blauw“. Vor allem durch die Produktion von „Delfter Blau“ erlangte die Stadt einen großen Bekanntheitsgrad. Es handelt sich hierbei um eine Art der Fayencetechnik (Keramikwerkstücke mit weiß deckender Glasur auf Basis von Zinn(IV)-oxid und mit blauem Dekor aus überwiegend aus dem Schwarzwald gewonnenem Kobalterz), wo beim Versuch chinesisches Porzellan selbst herzustellen eine ganz eigene hochwertige Keramik erschaffen wurde. Es gibt hier nur noch eine Fabrik die original „Delfter Blau“ herstellt, das seit 1653 bestehende „Royal Delft“. Dort kann man auch bei der Fayence-Bemalung zusehen. |
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Des Weiteren befinden sich auf dem Markt auch zahlreiche Restaurants, Cafés sowie Delikatessen- und Feinkostläden, wie z.B. das von Henri Willig, dessen Familie seit 50 Jahren alle möglichen Käsesorten aus Kuh-, Ziegen- und Schafskäse herstellt - weltweit berühmt sind vor allem sein Gouda und Edamer. Auch die sehr authentische „Drogisterij de Salamander“ aus dem Jahre 1759, die sowohl altbewährte Heilmittel als auch moderne Produkte anbietet, zieht viele Blicke auf sich, zum einen wegen ihrer auffälligen Fassade und zum anderen wegen den Gapern – diese Galionsfiguren wurden im späten 16. Jahrhundert zum Aushängeschild vieler Drogerien. |
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Nachdem wir den Markt ausgiebig erkundet hatten, schlugen wir den Weg Richtung Voldersgracht ein und nahmen den Weg durch den Bonte Ossteeg (Gasse zum bunten Ochsen). Der kurze, schmale Durchgang wurde von dem bekannten niederländischen Graffitisprayer Hugo Kaagman im Jahr 2013 im Auftrag der Gemeinde Delft mit einem Stencil (Street-Art mit Schablone) in Anlehnung an „Delfts aardewerk“ (Delfter Keramik) aufgewertet. |
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Bei genauerer Betrachtung erkennt man in dem Fassadenkunstwerk zahlreiche Details, so entdeckten wir z.B. die Portraits von Hugo Grotius und Willem I. van Oranje, die Szene von der Ermordung des Prinzen von Oranien, die Gemälde „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ und „Die Malkunst“ von Johannes Vermeer, das Wappen von Delft sowie die Abbildungen der Nieuwe Kerk und des Oostpoorts. Es haben auf der Wand aber noch mehr typisch holländische Motive Platz gefunden, so eine Windmühle, ein Schiff und Radfahrer; auch alte Werbeanzeigen für die „Delftsche Slaolie“ (niederländische Ölfabrik), die niederländische Beatmusikgruppe „Tee-Set“ aus Delft mit zwei ihrer Hit-Titel sowie „Delfts Blauw Toiletzeep“ (Seife in Delfter Dekor). Und dann finden sich dort noch etwas fragwürdige Motive, die uns zum Schmunzeln brachten. |
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In der Gasse, gegenüber der kunstvollen Hausfassade von Nr. 22 - hier stand bis 1957 das Gasthaus „Bonte Os“, das der Gasse ihren Namen verlieh, - befindet sich ebenfalls ein mit Delfter Blauen Motiven bemalter Ochse auf einem ebenso verzierten Versorgungskasten der Stadt ;-). |
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Auf der Voldersgracht mit ihren malerischen Erkern angelangt, gingen wir bis zur Ecke Marktplatz, wo uns sofort das schmucke Ziegelsteingebäude „De Kaerskorf“ auffiel. Heute hat hier ein Antiquitätenhändler sein Geschäft, früher war es das Haus eines Kerzenmachers, daher der Name. Schräg gegenüber stehen zwei weitere Nationaldenkmäler: die Koornbeurs - früher eine Fleischhalle, wovon die Tierköpfe an der Fassade noch zeugen – und daneben die Visbank (Markthalle), wo immer noch Fisch verkauft wird. Wir bogen rechts auf die Hippolytusbuurt (der Heilige Hippolytus ist der Schutzpatron Delfts) ab und spazierten an der „Nieuwe Delft“ entlang bis wir an der nächsten Kreuzung auf den Heiligen Geestkerkhof mit der „Oude Kerk“ stießen. Der 75 m hohe Kirchturm „Scheve Jan“ ist sehr markant, da er, wie der Name schon vermuten lässt, mit seinem um 2 m vom Lot nach Westen geneigten Turm dem von Pisa Konkurrenz machen kann ;-). |
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Auf der gegenüberliegenden Seite liegt das Museum Prinsenhof Delft und im Kanal der „Oude Delft“ befindet sich der ehemalige Geheimtunnel, der einst als Fluchtmöglichkeit für Willem I. van Oranje angelegt, diesem am 10. Juli 1584 jedoch zum Verhängnis wurde, als sein Mörder sich über diesen Fluchttunnel Zutritt zum einstigem Prinsenhof verschaffte. Ironie des Schicksals! |
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Wir schlenderten entlang der „Oude Delft“, einer mit Lindenbäumen gesäumten Gracht mit gewölbten Brücken, wieder zurück Richtung Markt und kamen an zwei weiteren Prachtbauten vorbei: „Het Wapen van Savoyen“ (1565) und dem Reichsdenkmal „Gemeenlandshuis“ (1505). Letzteres ist der heutige Sitz des „Hoogheemraadschap van Delftland“ (Wasserwirtschaftsamt von Delft, Midden-Delftland und Den Haag), das 1289 gegründet wurde und damit die älteste niederländische Institution ist. Die Fassade des spätgotischen Sandsteingebäudes ist von zahlreichen Wappen bedeckt. Außerdem ziert eine Wetterfahne in Gestalt eines Meereswesens die Spitze des Dachturmes und ein tönerner Ritter auf seinem Pferd bewacht von der Mauer aus das Eingangstor. |
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Weitere interessante Gebäude an denen wir an der Oude Delft vorbeikamen waren das Haus von Pieter van Foreest, Leibarzt von Prinzen Willem I. van Oranje, der im kleinsten Haus von Delft praktizierte sowie das „Beresteyn-Haus“ (ehemaliges „Jongenshuis“) mit einem symbolträchtigen Giebelstein: in der Mitte ein goldenes Kissen – zumindest sieht es so aus :-) - und darunter die Inschrift „INDEGVLDEN.MEE.BAEL“, was laut ‚Google Übersetzer‘ so viel wie „Das vergoldete Möbelstück“ bedeutet. Vielleicht weil Paulus van Beresteyn mit dem Handel von Färberkrapp (Rubia tinctorum, eine Pflanze, deren (Färber-)Wurzel rote Farbstoffe enthält) sehr reich geworden ist. Heutzutage werden immerhin noch ca. 50 ha Färberkrapp in den Niederlanden angebaut. In Deutschland findet man die Pflanze nur noch selten in Rheinland-Pfalz und Sachsen auf Äckern, in Weinbergen und an Wegrändern. |
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Gegenüber dem alten Jongenshuis (Waisenhaus für Jungen) auf der anderen Grachtenseite der Oude Delft steht das ehemalige Meisjeshuis (Waisenhaus für Mädchen) von 1769 mit zwei Schwesternstatuen. Davor stand hier noch das Heilige Geesterzusterhuis, in dem sich die hier lebenden Schwestern um die Schwächeren in der Gesellschaft kümmerten. Daneben steht die Heilige Geestkapel, in der früher die Schwestern des Pflegeheims beichten und beten gingen. Seit 1972 dient die Gebetskapelle wieder als Ort für Gottesdienste. |
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Da wir den Abend noch in Noordwijkerhout verbringen wollten, beendeten wir allmählich unseren Ausflugstag in Delft. Auf dem Weg zurück zum Parkhaus entdeckten wir das „Blauw Hart“, eine (nachts) leuchtende Glas-Stahl-Konstruktion von Marcel Smink, die seit 1998 den Zugang zum Marktplatz auf der Oude Langendijk markiert. |
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Von Delft aus fuhren wir am Nachmittag nach Noordwijkerhout, um noch rechtzeitig einen freien Parkplatz zu finden, denn am Abend soll hier eine musikalisch begleitete Blumenparade durch den sonst so ruhigen Ort ziehen. Morgen wird zum 77. Mal der Blumenkorso der „Duin- en Bollenstreek" stattfinden – die Dünenregion bietet mit seinem sandigen Boden und dem Meeresklima die perfekten Voraussetzungen für den Zwiebelblumenanbau. |
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Zuvor hatten wir aber noch die Gelegenheit, das Blumenevent in "De Witte Kerk" zu bewundern. In dieser Kirche sind wunderschöne Blumenarrangements ausgestellt und der Kirchplatz wurde von tollen Blumenbildern geziert. Wir begegneten auch einem Stelzenläufer-Ehepaar, das sich extra für dieses Event in typisch holländischen Trachten gekleidet hatte, und dem "Maskottchen" in Form einer Tulpe. |
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Der Korso startet von Noordwijk seine rund 40 km lange Strecke und führt über Sassenheim durch den Keukenhof in Lisse, von da aus geht es weiter durch Hillegom und endet in Haarlem. Deshalb kann man in Noordwijkerhout am Vorabend der Blumenparade die rund zwanzig Wagen und die mehr als dreißig Waggons, die allesamt mit Blumen geschmückt sind, ausgiebig bestaunen. Da die Karawane erst um 21 Uhr loszieht, sind die Blumenkunstwerke (dieses Jahr war das Motto "Eine Welt der Farben") zusätzlich noch beleuchtet, was dem Ganzen einen besonderen Charme verleiht. |
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Nach der Parade waren wir zwar leicht durchgefroren, aber glücklich, ein tolles neues Erlebnis gemacht zu haben :-). Übrigens gibt es im August auch eine Sommerblumenparade, der Blumenkorso „Rijnsburg“, der durch Rijnsburg, Katwijk und Noordwijk zieht; dann ist es bestimmt auch ein bisschen wärmer :-). |
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