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An unserem letzten richtigen Urlaubstag geht es ein zweites Mal in die Hauptstadt der Niederlande. Heute wollten wir noch ein paar andere Viertel von Amsterdam erkunden, denn das Rotlichtmilieu und Chinatown haben uns jetzt nicht so sehr zugesagt, auch wenn der He Hua Tempel (dt. Lotusblume; größter buddhistischer Tempel Europas, der im traditionellen chinesischen Palaststil erbaut wurde) der chinesisch-buddhistischen Organisation Fo Guang Shan von außen sehr beeindruckend aussah. |
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Dieses Mal verlassen wir den Hauptbahnhof auf der anderen Seite und gelangen so ans Hafenbecken. Von dort aus hat man einen tollen Blick auf das Hochhaus A'DAM Toren und "Over The Edge", Europas höchster Schaukel auf der Aussichtsplattform A'DAM LOOKOUT. Hierhin würden wir mit einer Fähre gelangen, aber dieses Abenteuer sparen wir uns für den nächsten Besuch auf ;-). Wir suchten zunächst die Bushaltestelle des Hop-on/Hop-off Anbieters und kauften uns dort Tickets; zum Glück kam dann auch schon der Bus. (In Amsterdam gibt es auch die Möglichkeit eine Tour mit einem Amphibienfahrzeug oder mit einer historischen Straßenbahn zu unternehmen, falls jemandem normale Bus-und-Boot-Touren zu langweilig sind ;-).) Der erste Blickfang war die Windmühle "De Gooyer", die mit 26,6 m die größte Holzwindmühle der Niederlande ist. Kurz danach fuhren wir an „‘t Kromhout“ vorbei, dem letzten noch verbliebenen Schiffbauunternehmen in Amsterdam, deren Westkap noch immer als Werft für den Bau von Kromhout-Motoren genutzt wird. Die Oosthal wurde zum Museum umfunktioniert und präsentiert die Geschichte des seit 1895 bestehenden Unternehmens. Anschließend machten wir im "Amsterdamer Diamantenviertel" Halt, denn die Bus- bzw. Boot-Tickets beinhalten zugleich den freien Eintritt von GASSAN Diamonds, eine Diamantenschleiferei, gegründet 1945 von Samuel Gassan. |
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Wir bekamen bei einer Führung erklärt, wie aus einem Rohdiamanten ein funkelnder Brilliant entsteht und konnten dabei den Diamantenschleifern bei der Arbeit zusehen. Außerdem lernten wir etwas über die 4C's: Carat (Karat), Colour (Farbe), Clarity (Reinheit), Cut (Schliffform). Farbe, Reinheit und Größe eines Rohdiamanten sind von der Natur vorgegeben, aber der Schliff verleiht den Diamanten ihre Brillanz und das macht die GASSAN Diamanten zu so etwas Besonderem, denn dadurch dass diese Diamanten 121 perfekt geschliffene Facetten aufweisen (zum Vergleich: eine normaler Brilliant hat 57 Facetten), kann das Licht optimal reflektiert werden. Am Ende der Führung durften wir auch verschieden Schmuckstücke anprobieren, das haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen, denn wann hat man sonst schonmal die Gelegenheit so wertvolle Diamanten zu tragen :-). |
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Nach der Führung trennten sich unsere Wege für kurze Zeit, denn statt mit dem Grachtenboot weiter bis zum Hard Rock Café am Max Euweplein zu schippern, erkundete ich die Stadt lieber noch ein wenig zu Fuß. Die nächste Sehenswürdigkeit war sogar nur eine Straßenkreuzung von der Nieuwe Uilenburgerstraat entfernt. Het Rembrandthuis auf der Jodenbreestraat 4-6 war von 1639 bis 1658 das Wohnhaus Rembrandts und wurde 1911 in ein Museum umgewandelt, das Kunstwerke Van Rijns' sowie die Rekonstruktion einer damals zeitgemäßen Hauseinrichtung zeigt. Dem Museum schräg gegenüber steht die "Säulentragende Schildkröte", eine Grenzmarkierung, wo eine unfertige Autobahn endet. Dieses etwas deplatzierte Kunstwerk markiert heutzutage vielmehr das alte jüdische Stadtviertel von Amsterdam, was auch aus dem eingravierten Gedicht von Jacob Israël de Haan im Sockel der Säule (stammt von Rembrandt) hervorgeht. |
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Vor der Brücke „Sint Antoniesluis“ geht es linkerhand auf den Zwanenburgwal, wo bereits der (ehemals jüdische) Waterloopleinmarkt, ein werktags stattfindender Trödel- bzw. Flohmarkt, begann. Nachdem ich eine Weile über den Waterlooplein gelaufen bin, machte ich mich auf den Weg zum nächsten Markt und musste dabei einige Brücken überqueren – kein Wunder, denn mit 165 Kanälen hat Amsterdam sogar mehr Wasserstraßen als Venedig! |
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Eine Brücke viel mir dabei besonders auf, denn die Zugbrücke „Staalmeestersbrug“ bietet nicht nur einen tollen Anblick, sondern auch der Ausblick von dort auf den Turm der Zuiderkerk ist sehr schön. In der Staalstraat kam ich dann auch an dem „Saaihal“ vorbei, dem die Brücke ihren Namen verdankt. Das Gebäude wurde 1641 erbaut, die Fassade ziert das Wappen von Amsterdam mit Kaiserkrone und das Gesims wurde in Form eines plissierten Tuchs gestaltet. Im 17. Jahrhundert, als die Stadt der wichtigste Wollmarkt Europas war, galt der Saaihal als Zentrum der städtischen Textilindustrie und war Sitz der Wächter der Amsterdamer Tuchmacherzunft. (Im Sitzungssaal hing einst das Gemälde „De Staalmeesters“ von Rembrandt, das die Stahlmeister bei der Begutachtung von Textilproben zeigt.) Seit 2004/05 soll von diesem historischen Standort aus mittels Ausstellungen, Publikationen, gesellschaftlichen Veranstaltungen und Bildungsangeboten der neue niederländische Modetrend „Droog“ verbreitet werden. Unter Droog (dt. Trocken) versteht man ein einfaches, aber humorvolles Design, das auf die Kombination einer bodenständigen Mentalität mit alltäglichen, wiederverwendeten Materialien und Objekten setzt. |
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Beim Überqueren der Halvemaansbrug, der letzten auf meinem Weg zum nächsten Ziel, hatte ich einen schönen Ausblick auf die Amstel und auf zwei Theater am Flussufer – auf der einen Seite das „Universiteitstheater UvA“ von 1968 als Übungsraum für das Studium der Theaterwissenschaften und auf der anderen Seite „De Kleine Komedie“ von 1786 (ältestes Theater Amsterdams), das sich zum „Kabaretttempel der Niederlande“ entwickelt hat. |
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Nach wenigen Minuten bin ich dann auf dem Muntplein (Münzplatz) am Singel - mittelalterlicher Festungsgraben und die innerste sowie älteste Gracht Amsterdams - angelangt. Von weitem ist mir schon der 41 m hohe Munttoren (Münzturm) aufgefallen, der ein Teil des ehemaligen Stadttores Regulierspoort war und wo im 17. Jahrhundert Münzen geschlagen wurden. Hier findet täglich der bekannteste Amsterdamer Markt statt, der Drijvende Bloemenmarkt, so der offizielle Name, denn die zahlreichen Marktstände mit ihrem vielfältigen und großen Angebot an Pflanzen und Blumen sind, in Anlehnung an die Tradition die Ware direkt vom Wasser aus zu verkaufen, noch immer auf (feststehenden) Booten untergebracht. Und was wäre ein Besuch Amsterdams ohne Tulpen(zwiebeln) zu kaufen! Ich bin gespannt, ob sich nächstes Jahr der Holland-Flair in unserem Garten ausbreiten wird ;-). |
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Die Blumenstände reichen bis zum Koningsplein, von wo aus ich den Weg Richtung Leidesplein einschlug, ein beliebtes Vergnügungsviertel bei Einheimischen wie Touristen. Auf diesem Platz befinden sich unter anderem das Theater De Balie, das Konzertgebäude Paradiso sowie die Stadsschouwbourg, besser bekannt unter dem Namen „Internationaal Theater Amsterdam (ITA)“. Daneben steht das unter Denkmalschutz stehende Restaurant / Hotel „American Hotel“ mit der Bar Americain und dem Café Americain, das in seinem historischen Jugendstil-Lesesaal über Amsterdams ältesten Lesetisch verfügt. Von hier hat man auch einen schönen Ausblick auf den hinter dem „Hans Snoekfontein“-Brunnen liegenden Leidesplein. Von dem Platz sind es nur ein paar Schritte bis zum Max Euweplein. In der Mitte des Platzes fällt einem sofort das große Schachbrett mit den Spielfiguren ins Auge – gewidmet wurde dieser Plein Max Euwe, einem ehemaligen niederländischen Schachweltmeister. |
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Ab da an ging es erstmal wieder gemeinsam zu den Negen Straatjes im Jordaan. Dabei handelt es sich um ein Stadtviertel, geformt durch neun Seitenstraßen, die die vier großen Kanäle des Amsterdamer Grachtengordel (seit 2010 UNESCO-Weltkulturerbe) - die Prinsengracht, die Keizergracht, die Herengracht und die Singel - miteinander verbinden. Das malerische Viertel zeichnet sich durch eine Vielzahl origineller Handwerksgeschäfte, Boutiquen und Antiquitätenläden sowie Restaurants, Bars und Cafés aus. Eine von zahlreichen Beispielen ist die „Banketbakkerij Het Koekemannetje“ mit ihrer kunstvollen Schaufensterdekoration, bestehend aus einem steinernen Konditor, der die Hauswand hochklettert, und einem historischen Riesenrad von Albert Quist aus dem Jahr 1981. Am Haussockel entdeckten wir auch einen der überall in Amsterdam zu finden „Grundsteine“, die mit dem Namen des Grundsteinlegers und dem Jahr graviert sind. Um nicht den Überblick vor lauter Fietsen, Autos und Fußgänger, die alle über die Grachtenbrücken und in den Straßen verkehrten, zu verlieren, entschieden wir uns von Westen nach Osten und von Süden nach Norden vorzugehen ;-), also erst die Runstraat - Huidenstraat - Wijde Heisteeg, dann die Oude Spiegelstraat - Wolvenstraat - Berenstraat und zuletzt die Reestraat - Hartenstraat - Gasthuismolensteeg. |
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Damit jeder von uns am Ende das sehen oder machen konnte, was er wollte, ging jeder nochmal seiner eigenen Wege. Meiner führte mich dabei über die Raadhuisstraat zur Westerkerk. Dort bog ich auf die Keizergracht ab und ging bis zum „Huis met den Hoofden“ (Haus mit den Köpfen). Ein Legende besagt, dass diese Büsten die Köpfe von sechs Dieben darstellen, die beim Versuch ins Haus zu schleichen von der Küchenmagd mit einem Hackmesser geköpft wurden. Auch wenn ich diese Geschichte interessanter finde, handelt es sich in Wirklichkeit um sechs antike Götter: Apollon mit Lorbeerkranz (Kunst), Ceres mit reifen Ähren (Landwirtschaft), Merkur mit geflügeltem Helm (Handel), Minerva mit Helm (Weisheit), Bacchus mit Trauben (Wein) und Diana mit Mondsichel (Jagd). |
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Nur einen Katzensprung von hier entfernt befinden sich an der Prinsengracht das Amsterdamer Tulpen Museum und das Amsterdamer Käse Museum, denen ich auch einen kurzen Besuch abstattete. Weiter Richtung Norden kam ich bald schon an der Noorderkerk vorbei und 100 m weiter stieß ich am Ende der Straße auf das Café „Papeneiland“. Dieses „Bruine Café“, das für seine köstliche „Appel Tarte“ berühmt ist, strahlt die typisch niederländische „gezelligheid“ aus und ist ein idealer Unterschlupf bei Regenwetter :-). Es gibt aber noch ein weiteres Highlight, denn das Lokal verfügt über einen versteckten Tunneleingang hinter einem grünen Gittertor in der Nähe der Kellertreppe. Der Tunnel führte unter dem Kanal hindurch zu einer versteckten Kirche, sodass es Katholiken während der Reformation weiterhin möglich war sich zum gemeinsamen Beten zu versammeln. Der Name Papeneiland bedeutet „Insel der Papisten“, da dieses Gebäude ein Heiligtum für römische Katholiken war, die wegen ihrer Loyalität zum Papst auch „Papisten“ genannt wurden (Quelle: Atlas Obscura). |
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Nach dem kurzen Abstecher in den Westen der Stadt, ging es durch das Labyrinth aus Grachten wieder zurück zum zentralen Platz, dem Dam mit dem „Koninklijk Paleis“, der auf 13.659 Baumpfählen errichtet wurde, was architektonisch als achtes Weltwunder galt. Die Zahl der benötigten Pfähle lernt wohl noch heute jedes niederländische Schulkind mit einer Eselsbrücke: dagen van het jaar, eentje ervoor, negentje erachter (dt. die Anzahl der Jahrestage, mit einer Eins davor und einer Neun dahinter) (Quelle Wikipedia). Dem Königlichen Palast gegenüber steht das Nationalmonument, ein 22 m hoher Obelisk mit zwei Löwenskulpturen davor - ein Mahnmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges und Monument der Befreiung und des Friedens. Die Skulpturen darauf symbolisieren Krieg, Frieden und Widerstand und im Sockel des Pylons sind zwölf Urnen mit Erde aus den damaligen niederländischen Provinzen eingelassen. Ein weiteres beeindruckendes Bauwerk ist die Nieuwe Kerk, die größte Kirche der Altstadt und Krönungskirche der Niederlande. |
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Vom Dam gehen mehrere Straßen in alle Richtungen ab, auch die etwa 1 km lange Kalverstraat, die mit ca. 150 Geschäften als wichtigste Einkaufsstraße der Stadt gilt. Bis zu unserer ausgemachten Uhrzeit hatte ich noch ein bisschen Zeit und da der Treffpunkt in der Nähe des Dams lag, kehrte ich noch in die Shopping-Straße ein. Zufällig entdeckte ich dabei auch den Eingang des Amsterdamer Museums. Von 1580 bis 1960 stand hier das erste Waisenhaus Amsterdams. Daran erinnert auch ein Relief über der historischen Pforte – abgebildet sind Waisenkinder, die sich um das Wahrzeichen des Waisenhauses, eine weiße Taube als Symbol des Heiligen Geistes, gruppieren und um eine Spende bitten. |
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Als es an der Zeit war kehrte ich um und machte mich auf zu Tony's Chocolonely Superstore, unserem Treffpunkt. Dabei überquerte ich wieder den Dam und kam kurze Zeit später an der Beurspassage vorbei. Die Ausgestaltung dieser Passage ist eines der größten Kunstwerke Amsterdams und trägt den denkwürdigen Titel „Amsterdam Oersoep“ (dt. Amsterdamer Ursuppe). Man hat das Gefühl unter Wasser zu laufen. Von der Decke, die aus einem 450 qm großen Glasmosaik besteht, hängen luxuriöse Kronleuchter aus vergoldeten Fahrradteilen (z.B. Speichen und Ketten), die Wände sind mit handgefertigten Kacheln gefliest und mit Lampen aus Buntglas versehen, die sich auf Amsterdamer Waren (z.B. Holzschuhe und Tulpen) beziehen und der Boden wurde mit Terrazzofliesen ausgelegt, die mit Ornamenten und Wappen verziert sind. Die Künstler ließen sich hier von den Amsterdamer Grachten inspirieren – denn neben Fischen, Luftblasen und Spiegelungen finden sich in den Kanälen auch Überreste von Fahrrädern! Die evolutionäre Entwicklung des Menschen vom Fisch zum Menschen wird von der hängenden Skulptur eines Fischmauls dargestellt, aus dem sich Besucher (Amsterdamer) Wasser entnehmen können. Darunter findet sich der Text „Take some Mokum with you“ (Mokum ist das hebräische Wort für Ort, Stadt oder sicherer Hafen, wird aber auch als Spitzname für Amsterdam verwendet, denn die eingewanderten Juden nannten Amsterdam „Mokum Aleph“, ‚A‘ für den Anfangsbuchstaben des Stadtnamens). |
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Gegenüber der überdachten Einkaufspassage liegt der Beursplein. Der mit Laternen und Brunnen ausgestattete Platz wird von drei nationalen Denkmälern begrenzt: zur Rechten „De Bijenkorf“, die luxuriöseste und mit 20.000 qm die größte Filiale der Kaufhauskette; in der Mitte die „Amsterdamse Effectenbeurs“, die größte Börse Europas, deutlich zu erkennen an der Bullenstatue davor; und zur Linken die alte Börse „Beurs van Berlage“ mit dem auffälligen Börsenturm, in der heutzutage Veranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen öffentlich-kulturellen Charakters abgehalten werden (in diesem Gebäude befindet sich auch Tony's Chocolonely Superstore). |
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Und so endete bald auch schon dieser Tag und damit neigte sich auch der Urlaub dem Ende entgegen. Tja, wenn man viel erlebt, vergeht die Zeit immer wie im Flug. |
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