Eigentlich stand für heute nicht unbedingt Amsterdam auf dem Plan, u.a. weil in der größten Stadt der Niederlande am Wochenende sehr viel los ist. Aber wie mein Englischlehrer auf der Arbeit einmal treffend zitierte: "If you want to make God laugh, tell him about your plans." ;-). Nur so viel, falls jemand in der Nähe von Amsterdam Urlaub machen und einen Arzt benötigen sollte, kann ich die "Amsterdam Tourist Doctors" in der Sint Antoniesbreestraat 88 sehr empfehlen. Da kann man mit jedem Problem ohne vorherige Anmeldung vorbeikommen, ansonsten wird es bei "Nicht-Notfällen" in den Niederlanden schwierig ärztliche Hilfe zu bekommen, vor allem am Wochenende :-(. |
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Nachdem uns dort von einem sehr netten Arzt geholfen wurde, der sogar versucht hat mit uns Deutsch zu reden, haben wir den unverhofften (Nachmit-)Tag in Amsterdam noch so gut es ging genutzt. Wir mussten die Antoniesbreestraat nur ein Stück weitergehen und dann rechts abbiegen und schon befanden wir uns auf der Nieuwe Hoogstraat, die uns direkt zum zentralen Damplatz führte. Auf dem Weg zum Dam kamen wir am kleinsten Haus Amsterdams vorbei. Auf der Fläche von 2 m Breite und 5 m Tiefe werden seit 2014 alle möglichen Variationen an Tee angeboten. Das Haus aus dem Jahr 1738 befindet sich in der Oude Hoogstraat 22, direkt neben dem Oost-Indisch Huis, das als Verwaltungsbüro für die Amsterdamer Kammer der Niederländischen Ostindien-Kompanie (VOC) diente. Ein Tor mit toskanischen Halbsäulen führt durch einen kleinen Tunnel zu einem Innenhof, der früher der angrenzenden Waalse Kerk als Klosterhof diente, später aber von der Stadt als Grundfläche zur Errichtung des Ostindien-Hauses genutzt wurde. |
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Auf der Varkenssluis (früher bekannt als Pillenbrücke, die die Oude Doelenstraat mit der Damstraat verbindet) entdeckten wir die Skulpturengruppe „Wandelend naar de Nieuwmarkt“ von Martie van der Loo, ein Zeichen gegen den Drogenhandel. Die vier Skulpturen befinden sich auf gemauerten Sockeln aus Stein und sollen Spaziergänger zwischen Dam und Nieuwmarkt darstellen. Ihr orientalisches Aussehen spielt dabei auf das nahe gelegene chinesische Viertel rund um den Nieuwmarkt an. Von der Brücke aus konnten wir auch die Oude Kerk ausfindig machen und wir entdeckten eine schiefe Häuserzeile, kein seltenes Bild in Amsterdam, denn durch den feuchten und sandigen Untergrund haben sich mit der Zeit einige Mauern etwas gesenkt. Zur Verstärkung und Sicherung mussten in Amsterdam sogar fünf Millionen Holzpfähle ins Erdreich getrieben werden. |
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Bald schon kamen wir am Dam aus und schlugen dann den Weg in Richtung Tony's Chocolonely Superstore ein, wo wir uns mit leckeren Schokoladenvariationen eingedeckt haben. In dem Geschäft kann man auch durch eine Glasfront bei der Schokoladenherstellung zusehen und sogar (mit gewissen Vorgaben) seine eigene Schokolade kreieren und die Verpackung designen - das musste ich natürlich gleich mal selbst ausprobieren und das Ergebnis konnte sich echt sehen und schmecken lassen ;-). |
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Am Ende des Tages habe wir noch die letzte Grachtenrundfahrt des Tages mitgemacht. Nachdem wir recht lange suchen mussten, um den Ableger des Hop-on/Hop-off Anbieters in der Nähe des Hauptbahnhofs zu finden, konnten wir uns danach zwei Stunden bei einer gemütlichen Bootstour durch die Kanalstraßen Amsterdams ausruhen und die Stadt vom Wasser aus besichtigen. |
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Auf dieser Tour kamen wir an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei, allein der Hauptbahnhof ist schon ein denkmalwürdiges Gebäude. Die Fahrgäste sollen den Eindruck gewinnen, durch ein „Stadspoort“ die Stadt zu betreten, denn der Haupteingang wird von zwei Türmen flankiert, dessen Fassaden mit Szenen von Handel, Industrie und Schifffahrt verziert sind. Auf dem Giebel ist zwischen zwei Löwen das Reichswappen abgebildet und darunter befinden sich vierzehn Wappen von Städten, die damals mit der Bahnverbindung erreicht werden konnten. Gegenüber dem Hauptbahnhof ragt das 1890 erbaute Viktoria Hotel in die Höhe, das die großartige Architektur des Bahnhofsgebäudes wiederspiegeln soll. Gedacht als Einladung für die vielen Bahnreisenden, ist das Hotel heute auch für seine ausgerichteten Modeshows bekannt. Als nächstes wurden wir auf das prachtvolle „Scheepvaarthuis“ von 1912 an der Prins Hendrikkade aufmerksam gemacht, das das Grand Hotel Amrâth Amsterdam beherbergt. Früher war es die Hauptgeschäftsstelle von sechs Reedereien, die hier ihre Tickets für die Seereisen nach Niederländisch-Ostindien (das heutige Indonesien), Afrika, New York, China, Japan und Südamerika verkauften. Ein einzigartiges Erlebnis bietet auch das Sea Palace, denn hier kann man seit 1984 chinesische Küche im größten schwimmenden Restaurant Europas genießen. |
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Die nächste Attraktion war das NEMO Science Museum, ein Wissenschaftsmuseum, das sich in einem sehr futuristischen Gebäude befindet – das Dach ist übrigens ein sehr beliebter Aussichtspunkt. Ein Stück weiter entdeckten wir eine Replik des Schiffes „Amsterdam“ der Vereenigde Oostindische Compagnie (VOC), das zwischen 1985 und 1990 von ca. 400 Freiwilligen nachgebaut wurde und heute als Teil des Amsterdamer Schifffahrtsmuseums „Het Scheepvaartmuseum“ besichtigt werden kann. Im Hintergrund des Schifffahrtsmuseums konnten wir auch die Kirchspitze der Oosterkerk ausmachen. Von dort aus fuhren wir weiter in die Altstadt hinein und entdeckten in der Jodenbreestraat 1 das etwas schiefstehende, denkmalgeschützte Café „De Sluyswacht“ von 1695, das ursprünglich als Wohnhaus für den „Sluyswacht“ gebaut wurde, der die angrenzende Schleuse bediente. Bald schon passierten wir die Stopera, ein Gebäudekomplex aus Rathaus und Oper (Niederländische Nationaloper und Ballett, ehemals Het Muziektheater). |
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Unser „Schipper“ steuerte das Boot nun auf die Amstel, wo wir unter drei monumentalen Brücken durchfuhren: die Blauwbrug, deren Säulen in Form von Schiffsbügen gestaltet wurden; die Magere Brug, eine der wenigen noch erhaltenen hölzernen Holländerziehbrücken, die nachts von 1200 Glühlampen beleuchtet wird; und die Hogesluis, eine Amsterdamer Doppelklappbrücke. Zwischen den beiden letztgenannten Brücken befindet sich die historische Schleuse „Amstelsluizen“, deren Sperrfunktion inzwischen nicht mehr erforderlich ist, die aber immer noch an der Wasserstandsregelung beteiligt ist, die auch für die EU maßgeblich ist (Normaal Amsterdams Peil gilt in Europa als Nullpunkt für das Höhenmaß des Meeresspiegels). Die „Schleuseninseln“ sind ein Nationalmonument der Niederlande – auf der südlichen Insel „De Klip“ wurde das ehemalige Schleusenwärterhaus in ein exklusives Hotelzimmer umgewandelt, das nur per Boot erreichbar ist :-). In Höhe der Schleuse steht das „Koninklijk Theater Carré“, das als festes Zirkusgebäude und für andere Formen der Unterhaltungskunst genutzt wird. (Der deutsche Zirkusdirektor Oscar Carré hat es als Circus Carré erbaut, um auch während der Wintermonate Vorstellungen geben zu können.) Zwei weitere beeindruckende Gebäude, die wir auf der Tour gesehen haben, waren das noch vollständig erhaltene Amstelhotel aus dem Jahr 1867, das seit 1974 als Rijksmonument unter Denkmalschutz steht und in dem schon einige prominente Persönlichkeiten residiert haben, sowie das „Pestana Amsterdam Riverside“, ebenfalls ein Hotel, das sich u.a. in zwei spektakulären Neorenaissance-Gebäuden befindet, die einst Rathaus und Archiv beherbergten. |
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Weiter auf der Singelgracht - nicht zu verwechseln mit der Singel im Inneren des Grachtengürtels - kamen wir an zahlreichen Bootshäusern und der ältesten Brauerei von Heineken, der Biermarke mit dem roten Stern, vorbei. Das ehemalige Brauereigebäude dient heute als Veranstaltungsort. Wenig später ragte schon das Nationaldenkmal „Rijksmuseum Amsterdam“ vor uns auf, das sich mit ca. 8.000 Exponaten den Künsten, dem Handwerk und der Geschichte widmet. Es befindet sich auf dem Museumplein, auf dem noch weitere Museen stehen: Stedelijk Museum, Van-Gogh-Museum, Diamantenmuseum (u.a. mit Diamanten der königlichen Familie), Modern Contemporary Museum. Hier liegt auch das Koninklijk Concertgebouw. |
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Schließlich fuhren wir durch das Stadtviertel Jordaan wieder zurück. In diesem Teil von Amsterdam finden sich noch viele der etwa 2000 Original-Giebelsteine oberhalb der Türen von Häusern. Es handelt sich dabei um ein kleines flaches Relief, das ein Gebäude kennzeichnet und praktisch der Vorläufer der Hausnummer ist. Beim Giebelstein „DIE VERGVLDEN CATER IN DIE NIEV STAT“ (Leidsegracht 97) handelt es sich zwar um eine Nachbildung, aber der dicke, freche Kater mit einer Maus unter der rechten Kralle zieht schon so manchen Blick auf sich :-). Typisch für Holland sind auch die farbig gestrichenen Fensterläden, zum Beispiel fallen einem sofort die roten Klappläden des „Groenlandse Pakhuiz“ (Keizersgracht 40-44) ins Auge. Bei näherer Betrachtung bemerkt man aber noch weitere Besonderheiten, wie die drei Treppengiebel, ein architektonisches Stilelement, das eher selten an Lagerhäusern in Amsterdam zu finden ist. Was dagegen häufiger an Häusern in Grachtennähe zu entdecken ist, sind die Seilwinden, mit denen früher Packwaren ins oberste Stockwerk gezogen wurden – heutzutage werden sie gerne bei Wohnungsumzügen benutzt, da durch die schmalen Treppenhäuser kaum große Möbelstücke hindurch passen :-). |
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Am Schluss kamen wir wieder am Hauptbahnhof aus, der mit seinem goldenen Flügelrad schon aus weiter Ferne zu sehen ist. Vom inneren Hafenbecken hatten wir nochmal eine tolle Aussicht auf die Sint-Nicolaasbasiliek. Abends ging es dann wieder mit einem Intercity der Niederländischen Eisenbahnen AG zurück zum Ausgangsbahnhof Heemstede-Aerdenhout. Dort haben wir auf dem Park+Ride Parkplatz unser Auto abgestellt, denn bis zu unserer Ferienwohnung sind es nur 10 Minuten (von diesem Bahnhof gibt es ebenfalls eine Direktverbindung nach Den Haag). |
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