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Heute ging es zum Keukenhof in Lisse, dessen Besuch die ursprüngliche Idee für diesen Holland-Trip war. Der Keukenhof ist weltweit der größte Blumengarten und mit mehr als 7 Millionen Zwiebelblumen – es gibt insgesamt 1600 Blumensorten, darunter allein 800 verschiedene Tulpenarten – wird er nicht umsonst als Garten Europas bezeichnet. Der 32 Hektar große Park wird jedes Jahr neugestaltet; dieses Jahr war das Thema „Freiheit“, das sich auch im Wagen für den „Bloemencorso“ widerspiegelte. Die Frühjahrsblüher werden nach dem Prinzip der „Lasagne-Bepflanzung“ so eingesetzt, dass der Keukenhof rund 50 Tage lang erblühen kann, von Mitte/Ende März bis Anfang/Mitte Mai. Mit rund 100 ausgestellten Werken, ist er gleichzeitig der größte Skulpturenpark der Niederlande. |
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Wir standen im Morgengrauen auf, denn unsere gebuchte Flüsterbootstour auf dem Gelände des Keukenhofs sollte bereits um 9:30 Uhr starten. Im Endeffekt waren wir so überpünktlich, dass wir sogar schon die frühere Bootsfahrt um 9 Uhr mitmachen durften :-). Um die kurze Wartezeit bis zur Rückkehr der ersten Boote zu überbrücken, haben wir nach der Erklimmung der am Bootsableger emporragenden Windmühle die Aussicht auf die dahinter liegenden bunten Zwiebelfelder genossen. (Die Windmühle steht seit 1957 im Keukenhof, ist aber schon mehr als ein Jahrhundert alt. Sie wurde 1892 in Groningen gebaut und diente dort als Poldermühle.) Anschließend konnten wir uns die Blumenzwiebelfelder aus nächster Nähe anschauen, denn die elektrobetriebenen Flüsterboote führten uns 45 Minuten lang mitten hindurch. Da heute der erste Tag ohne Regen war, zumindest bis zum Nachmittag, konnten wir die Farbenpracht zu der ruhigen Zeit am Morgen ausgiebig genießen :-). |
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Ab 11 Uhr war der Park schon sehr voll - immerhin verzeichnet der Keukenhof in dem kurzen Zeitfenster von 8 Wochen über 1,4 Mio. Besucher aus mehr als 100 Ländern. Daher verschlug es uns dann auf die etwas abseits gelegeneren Wege – bei dem 15 km langen Wanderwegnetz im Keukenhof hat man ja genug Ausweichmöglichkeiten ;-). Anlässlich des 75. Jubiläums gab es sogar eine eigene Ausstellung zur Geschichte der Tulpe und des Keukenhofs im Juliana-Pavillon. (Im Eröffnungsjahr war Königin Juliana die Schutzherrin der Ausstellung und eröffnete 1974 sowohl die 25. Blumenshow als auch den nach ihr benannten neuen Pavillon.) |
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Hier eine kleine Zusammenfassung: Die Tulpe kam ursprünglich von Persien über die Türkei nach Europa und gehört zur Familie der Liliengewächse. Statt der Bezeichnung der Pflanze (türkisch „lalé“, Tulpe) hat sich das Wort Tulpian (türkisch „tülband“, Turbanband) durchgesetzt, das allerdings nur die Form der Blume beschreibt. In der Mitte des 16. Jahrhunderts gelangte die Wildblume nach West- und Zentraleuropa und schon gegen Ende des Jahrhunderts wurde Holland zum Zentrum der Tulpen-Zucht. Es entstand eine Vielzahl von Sorten und die Tulpe wurde in gehobenen Kreisen sogar zu einem Spekulationsobjekt (Tulpenmanie). Wie am Beispiel des Keukenhofs zu erkennen ist, hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Der Name des Blumenparks leitet sich von der Nutzung als „Küchenhof“ ab, denn im 15. Jahrhundert war das Gelände noch unberührte Natur, die zur Jagd und zum Sammeln von Kräutern für die Küche von Schloss Teylingen genutzt wurde. Als ehemalige Eigentümerin ist Jacoba van Beieren seit Jahren die Gastgeberin des Keukenhofs. |
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Die Entwicklung der 400-jährigen Tulpenzucht in den Niederlanden wird besonders im historischen Garten veranschaulicht, denn hier blühen noch authentische Tulpen aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die dort von dem Botaniker Carolus Clusius gepflanzt wurden. In dem tropischen und dem romantischen Inspirationsgarten werden die Besucher zu Ideen für ihre eigenen Gärten angeregt. Übrigens haben wir gelernt, dass durch das „Köpfen“ der Tulpen nach der Blütezeit die gesamte Energie wieder in die Zwiebel fließen kann und diese sich dann wieder zu vermehren beginnt. (Wir konnten bei unseren Überlandfahrten speziellen Traktoren dabei zusehen, wie sie über die Tulpenfelder fuhren, um die Tulpen zu „Koppen“, also die verblühte Blüte vom Stiel zu entfernen.) |
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Auf dem Gelände des Keukenhofs gibt es aber noch fünf weitere Pavillons, alle nach Mitgliedern des Königshauses benannt: „Wilhelmina“ (hier steht das ehemalige Eingangshäuschen des Keukenhofs), „Irene“ (dort konnten wir einer alten Kirmesorgel beim Musizieren zusehen und -hören), „Willem-Alexander“ (mit wunderschönen Blumenarrangements), „Beatrix“ (eine Orchideen- und Anthurien-Ausstellung) und „Oranje-Nassau“ (mit einem großen Blumenmosaik davor). |
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Nach 6 Stunden im Keukenhof hatten wir nun alles ausgiebig erkundet und verließen den Park am frühen Nachmittag. |
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Wir beschlossen die Region Bollenstreek zu verlassen und in die Zaanstreek-Region zu fahren, um das Wohn- und Handwerkerviertel Zaanse Schans in Zaandam zu besichtigen (die Gemeinde Zaanstad liegt nur 20 min Autofahrt entfernt von Amsterdam und ist auch gut mit dem Zug zu erreichen). Der Name Zaanse Schans rührt daher, dass im Jahr 1574 Diederik Sonoy, ein Gouverneur unter Prinz Willem I. van Oranje, an diesem Ort eine Schanze zur Verteidigung gegen die Spanier im Achtzigjährigen Krieg errichten ließ. Im 17./18. Jahrhundert war das Landschaftsbild vorwiegend von Mühlen und Schiffswerften mit Zimmerwerkstätten geprägt. Auch der russische Zar Peter der Große erlernte hier 1697 den Beruf des Schiffszimmermanns. |
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Der Eintritt dort ist grundsätzlich kostenlos, sieht man mal von den 15€ Parkgebühren auf dem Gelände ab – wenn man ortskundig ist, kann man auch in der Nähe Parkmöglichkeiten finden. Für manche Aktivitäten zahlt man jedoch extra, so z.B. für den Besuch des Zaans Museums und der Verkade Experience (Keks- und Schokoladenfabrik), des Wereld van Windmolens (Welt der Windmühlen), des Museums Zaanse Tijd (Uhrenmuseum), der Küferei/Böttcherei Tiemstra (Fasshersteller) und Het Weverhuis (Mühlensegelweberei) sowie des Honig Breethuis (Haus einer Kaufmanns- und Papierfabrikantenfamilie, die früher im Besitz einiger Windmühlen und Gebäude war) in Zaandijk; die Stadt liegt auf der anderen Seite der Zaan gegenüber von Zaanse Schans und ist über die Julianabrug zu erreichen. |
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Aber auch ohne diese Attraktionen gibt es in dem Windmühlendorf aus dem Jahr 1850 viel zu erleben, ob zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf einer Bootstour durch die Polderlandschaft. Diese Gegend zeichnet sich vor allem durch den Zaanse Stijl aus, der sich in den grün und weiß gestrichenen hölzernen Fassaden der Zaanse-Häuschen niederschlägt. Auch der erste Lebensmittelladen von Albert Heijn (1887) – heute eine große Supermarktkette in den Niederlanden – befindet sich in so einem Holzhaus. Ein weiteres Highlight für uns war das Holzschuhmuseum „Klompenmakerij“ mit der angeschlossenen Clog-Werkstatt. Hier wurden „Klompen“ in allen möglichen Variationen und aus aller Welt präsentiert: bemalte Clogs, geschnitzte Clogs, Clogs in Form von Boots und Pumps, Festtags-Clogs für Sonntage und Hochzeiten, Freizeit-Clogs wie Skating-Clogs mit Rollen und Eis-Clogs mit Eisenbeschlägen, Arbeits-Clogs wie Damm-Clogs, Garten-Clogs, Fischer-Clogs und Pferde-Clogs … aber der absolute Hingucker war ein Holz-Clog mit Diamantenbesatz. Anschließend sahen wir in der Werkstatt noch bei der Herstellung der Holzschuhe und der Veredelung mit wunderschönen Schnitzereien zu. In Zaanse Schans steht mit „Tinkoepel“ auch eine der letzten Zinngießereien der Niederlande, in der noch alles per Hand angefertigt wird und die das größte Sortiment an Zinnprodukten des Landes ausstellt. Wer sich in der Zaans-Regionaltracht ablichten lassen möchte, kann dies im Jisper-Haus tun. Diese ehemalige Fischerhütte spiegelt die traditionelle Fischereigeschichte dieses Gebietes wider. |
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Die Hauptattraktion sind aber natürlich die Windmühlen, von denen die meisten am Kalverrinngdijk stehen und zum Teil (oder nach Vereinbarung) gegen eine kleine Gebühr besichtigt werden können. „De Kat“ (anno 1646) ist die einzige Farbmühle auf der Welt; „De Huisman“ (anno 1955) wird noch heute als Gewürzmühle betrieben und hat einen eigenen Hofladen; die Ölmühle „De Bonte Hen“ (anno 1975), hat mehrere Blitzeinschläge überstanden und gilt deshalb auch als Glücksbringer; eine der ältesten Industriemühlen im Zaan-Gebiet ist die Ölmühle „De Os“ (anno 1916), die zwischen 1916 und 1931 mit Dieselmotor angetrieben wurde; „De Zoeker“ (anno 1968) ist hingegen die einzige, professionell windbetriebene Ölmühle der Welt; die einzig echte Ölmühle in den Niederlanden stammt aber ursprünglich aus Assendelft und wurde 1669 nach Zaanse Schans verlegt – wie „De Zoeker“ mahlte auch „De Ooievaar“ unter anderem Kakaoschalen; mit „Het Jonge Schaap“ (Neubau 2007) steht hier eine von acht sechseckigen Windmühlen der Niederlande und sie ist auch die einzige echte Holzsägemühle; „Het Klaverblad“ (anno 2005) ist die einzige echte Hohlbockmühle, die für Holzsägearbeiten betrieben wurde; denselben Zweck erfüllte auch „De Gekroonde Poelenburg“ (anno 1963), eine (Paltrok-Mühle); die letzte der 10 Windmühlen ist „De Bleeke Dood“ (anno 1956), eine Getreide-/Mehlmühle mit Verkauf und die älteste noch existierende Kittelmühle der Niederlande. |
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Auf dem Gelände gibt es auch zwei Minimühlen: die Wiesenmühle „De Hadel“ (anno 1968) diente zum Abpumpen von Wasser aus einem Polder und die Schottermühle „De Windhond“ pulverisierte gebrochene Mühlsteine aus Sandstein von Sandsteinschleifmühlen zu Schotter. Im Umkreis von Zaanse Schans kann man ebenfalls einige Mühlen besichtigen. In Westzaan prägen neben der Miniwindmühle „De Zwaan“ (anno 1975), die als Wiesenwindmühle denselben Zweck erfüllte wie „De Hadel“, noch drei weitere Windmühlen das Landschaftsbild: die Papiermühle „De Schoolmeester“ (anno 1692) stellt weltweit das einzige Windpapier her, „De Jonge Dirk“ (anno 1959), ebenfalls eine Papiermühle, ist der neuste Mühlenzuzug und „Het Prinsenhof“ (anno 1722) ist die einzige echte Schrot- und Schälmühle in den Niederlanden. In Koog aan de Zaan steht die Ölmühle „Het Pink“ (anno 1751). Sie ist die erste Mühle, die ins Eigentum von Zaanse Schans überging. Auch in der Nähe, genauer gesagt in Wormer, steht die Mehl- und Schalenmühle „De Koker“ (anno 1950), die als einzige existierende Getreidemühle Mehl für Schiffszwieback herstellte. So und jetzt genug von Windmühlen :-).
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Denn fürs leibliche Wohl wird im Windmühlendorf natürlich auch gesorgt: Das Restaurant „De Hoop op d‘Swarte Walvis“ ist ein sehr beliebtes Restaurant in den Niederlanden und besteht aus drei separaten denkmalgeschützten Gebäuden: einem Waisenhaus, einem Kaufmannshaus und einem Lagerhaus. Im Pfannkuchenhaus „De Kraai“ werden Pancakes mit einem Durchmesser von 29 cm serviert und das Bäckereimuseum „In De Gecroonde Duyvekater“ aus dem Jahr 1658 bietet seinen Besuchern neben anderen Leckereien das traditionelle süße Festbrot „Duivekater“ an, das von zwei verschiedenen Zaans-Bäckern jeweils nach eigenem Rezept hergestellt wird. In der Schokoladenmanufaktur „CacaoLab Zaans Gedaan“ (bzw. „Blik op Cacao“ wegen dem Ausblick auf die Ofi-Kakaofabrik) kann man seine eigene traditionelle Schokoladenmilch aus 100% Zaanse-Kakaopulver kreieren und in der Käsefarm „Catharina Hoeve“ sich wie eine Maus durch die verschiedensten Käsesorten probieren ;-). Es gibt auch eine Likörbrennerei, „Tweekoppige Phoenix“, in dessen authentischen Barraum drei verschiedene Liköre kostenlos probiert werden können und unzählige weitere zum Verkauf angeboten werden. |
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Auf der Suche nach Andenken aus Zaanse Schans gibt es viele Möglichkeiten fündig zu werden. Beispielsweise kann man sich im Jagerhuis auf Schatzsuche begeben, denn das Antiquitätengeschäft, das im ältesten Haus der Zaanse Schans (anno 1623) untergebracht ist, hat viele „Kostbarkeiten“ zu bieten, die vielleicht auch nur einen persönlichen Wert haben. Das Kunsthandwerkszentrum „Saense Lelie“ beherbergt verschiedene Künstler, Maler und Schmuckhersteller, die ganz besondere Souvenirs für den individuellen Geschmack zum Verkauf anbieten. In Erinnerung an die Seifenfabrik „De Adelaar“ in der Gegend von Zaanstreek, wird hier in Zaanse Schans das alte Handwerk wieder zum Erlebnis gemacht. In einem Laden mit angeschlossener Werkstatt riecht man noch den wunderbaren Duft alter Zeiten. Wer ganz in die Geschichte von Zaanse Schans eintauchen will, kann sogar in einem der zwei Bed & Breakfasts übernachten. ‘T Koopmanshuys d’Mol (anno 1795) und Het Noorderhuis (anno 1650) standen beide früher in Zaandijk, bis die Erben des Besitzers Honig sie der Zaanse Schans schenkten und sie schlussendlich als historische Unterkünfte ihre Bestimmung fanden. (Das Kaufmannshaus gehörte ursprünglich einem Nachkommen der Familie Mol, die ihr Vermögen im Walfang in Jisp gemacht hatte, dementsprechend herrschaftlich sieht es noch heute aus.) |
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Da die Läden und Mühlen allmählich schlossen, machten wir uns auch auf den Weg zurück. Alles in allem war es ein sehr gelungener Tag, auch wenn die Füße vom vielen Laufen ein bisschen schmerzten … |
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