Freitag 07.April
Heute beginnen die 2 Gedenkwochen des Genozid von 1994. Deshalb darf nicht gearbeitet werden. Damals vor 29 Jahren wurden hier in Rwanda, das nicht größer ist als Baden- Württemberg 800000 bis 1000000 Menschen niedergemetzelt. Kaum vorstellbar! Solange ist das noch nicht her. Damit so etwas nie wieder passiert wird diesen 2 Wochen große Bedeutung beigemessen.
Weil ich nicht mehr schlafen konnte, bin ich kurz nach 6 Uhr an den See gegangen um die Fischer zu sehen. Mir war nicht klar, dass sie nicht rausgefahren sind wegen des Feiertags. So sah ich nur den ruhigen Kivu-Lake, der direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt. Dort traf ich auf 4 Männer, die offensichtlich in einem Teil des alten Schiffswracks an Land übernachtet hatten. Sie waren außergewöhnlich zerlumpt. Ich habe sie angesprochen, aber niemand sprach englisch. Wir sind hier ganz nahe an der Grenze zum Kongo. Dort in Goma gibt es große Flüchtlingslager. Im Kongo herrscht in einigen Teilen Bürgerkrieg. Diese Menschen in den Flüchtlingslagern warten darauf, dass sie wieder zurückkommen. Ich nehme an, dass diese Männer am Strand von dort kommen. Das macht sehr nachdenklich, zumal klar ersichtlich ist, dass sie nichts besitzen und offensichtlich auch Hunger haben. Dann traf ich auf der Straße auf vier Jungen aus der Nachbarschaft. 2 größere davon sprachen englisch und sie erinnerten sich daran, dass wir vor 4 Jahren zusammen auf der Straße, die damals noch ein Sandweg war, Murmeln gespielt haben.
Da wir noch Tennisbälle für solche Fälle übrig gelassen hatten, holte ich sie für diese netten Jungs. Sie bedankten sich und wünschten mir Gottes Segen. Nach dem schlechten Gewissen, das ich nach dem Zusammentreffen mit den Flüchtlingen hatte, ging es mir jetzt wieder besser.
Da wir in der glücklichen Lage sind, hier kostenlos E-Bikes benutzen zu dürfen, haben wir danach eine schöne Fahrradtour unternommen. Aufgrund des Gedenktages sind keinerlei Motorfahrzeuge unterwegs. Für uns ideal. So fahren wir ein Stück den Kongo - Nil-Trail, auch der ist teilweise asphaltiert, und dann über Sandwege! Unterwegs sehen wir in den kleinen Dörfern Gedenkfeiern, die teilweise auf der Straße stattfinden. Dann geht es im großen Bogen über Gisenyi wieder zurück an den See. Dabei wird erst sichtbar, wieviele neue Straßen in den letzten 4 Jahren gebaut wurden. Die Methangasförderung und die große Brauerei am See haben wohl wesentlich an der Verbesserung der Infrastruktur beigetragen. Zumindest heute gehört die Straße uns und den Kindern, die darauf spielen!
Elfriede